Ich bin Consultant in einer Marketing Automation Agentur. Klar, dass ich regelmäßig gefragt werde: "Welche Best Practices kannst du uns empfehlen?".
Ein guter Anlass, Ihnen meine persönlichen Top Best Practices vorzustellen.
Achja, diese Aufzählung ist keine Setup Task-Liste. Sie finden eine Sammlung von Best Practices, auf die viele Unternehmen vergessen oder sie zu wenig berücksichtigen, die aber großen Einfluss auf den Erfolg von Marketing Automation haben.
Das erwartet Sie in diesem Artikel:
Bevor ich diesen Artikel verfasst habe, habe ich ein wenig recherchiert. Was gibt es schon zu diesem Thema? Ich gebe zu, es war eine kurze Recherche. ;-)
Eines ist aber interessant. Andere Artikel beschränken sich darauf, was Sie nach der Implementierung verbessern können. Ich finde allerdings, dass es einige Best Practices gibt, die vor dem Start mit Marketing Automation wichtig sind. Starten wir also genau hier.
Ich sage es ungern: Marketing Automation ist nicht immer das Gelbe vom Ei. Es kommt auf Ihr Unternehmen und Ihren Markt an. Marketing Automation wird häufig als "strategisches Projekt" geserhen, zum Beispiel im Zuge einer Digitalisierungsoffensive.
Aber das heißt noch lange nicht, dass es auch Sinn macht.
Mit diesen Kriterien können Sie grob abstecken, ob Marketing Automation wirklich etwas für Sie ist:
Im vorigen Abschnitt ist schon einige Male von Personalisierung und kontextueller Ansprache die Rede gewesen. Das funktioniert nur, wenn Ihre Zielgruppen klar herunter gebrochen sind.
Wirklich gute Buyer Personas und Buyers Journeys sind die Basis dafür. Nutzen Sie für die Ausarbeitung Ihrer Buyer Personas bitte kein vorgefertigtes Template. Überlegen Sie sich, was wirklich gute und damit brauchbare Buyer Personas ausmacht.
Leider wird dieser Punkt noch öfter vernachlässigt, als die Erstellung von brauchbaren Buyer Personas. Dabei sind die Phasen, die Ihre Kontakte durchlaufen, enorm wichtig. Warum? Die Matrix aus Buyer Persona & Lifecycle Stage gibt Ihnen den entscheidenden Hinweis über die Salesreife Ihrer Leads.
So könnten die Lifecycle Stages bei einem Software as a Service Unternehmen aussehen:
Warum ist es wichtig diese Phasen zu definieren? Viele Unternehmen verlieren wertvolle Leads, weil Sales zu früh an sie herantritt und dann oft noch zu beharrlich agiert. Dieses Vorgehen schreckt Leads eher ab und kann dazu führen, dass sich diese zurückziehen. Obendrein verliert auch Ihr Sales Team wertvolle Zeit.
Die Life-Cycle-Phasen helfen Ihnen zu verstehen, welche Interaktion, in welcher Phase sinnvoll ist. Damit bieten Sie Ihren Leads, gerade in den heiklen Phasen des Verkaufsprozesses, ein optimales Erlebnis.
Es ist fast schon wie das Amen im Gebet. Fast alle Unternehmen treffen ihre Toolentscheidung, bevor Sie ihre Lead Generation Prozesse definieren. Nach dem Motto: "Wenn die Software einmal da ist, dann wird das schon funktionieren."
So einfach ist es aber nicht. Wenn Sie nicht definieren, was Sie automatisieren wollen, wie wollen Sie es dann automatisieren?
Das Ergebnis ist oft, dass Marketing Automation nur als teures E-Mail-Marketing Tool genutzt wird.
Marketing Automation bildet das Zentrum Ihrer Marketing Aktivitäten. Somit sollten Sie eines verhindern: Nämlich, dass Ihr Social Media, Content oder andere im Marketing angesiedelte Teams, unabhängig von Marketing Automation arbeiten. Denn damit ist es fast unmöglich, für Ihre Leads ein durchgängiges Erlebnis zu schaffen.
Stellen Sie Ihre Marketing Automation Workflows - Ihre Lead Generation Prozesse - ins Zentrum. Ihre Teams arbeiten parallel an der Umsetzung und Optimierung, aber immer in Abstimmung mit Ihren Workflows.
Auch hier gilt: Viele Unternehmen haben Probleme ein passendes Tool zu wählen und entscheiden sich oft für eine Lösung, die ihren Anforderungen nicht genügt.
Die gute Nachricht ist: Wenn Sie Ihre Lead Generation Prozesse bereits im Vorfeld ausgearbeitet haben, können Sie damit eine valide Toolentscheidung treffen.
Diese Themen sollten Sie während der Einführung auf dem Schirm haben.
Ja, ich weiß. Eine Dokumentation ist mühsam und langwierig. Daher wird sie auch oft vernachlässigt. Leider gibt es auch kein Standardformat für eine solche Doku. Die Erstellung
der Dokumentation hängt auch von Ihren persönlichen Präferenzen ab. Eine Option wäre es
hier die detailliert ausgearbeiteten Prozesse gesammelt festzuhalten, eine weitere Option wäre
die Erstellung einer klassische Doku in Form von Listen in einem Word-File.
Warum ist die Dokumentation so wichtig?
Ein Beispiel: Sie erstellen einen Blog Beitrag auf dem Traffic landet, einen CTA, der zu einer Landingpage führt und ein Formular, auf dem Ihre Kontakte ihre Daten hinterlassen. Dazu benötigen Sie vielleicht noch einen Workflow, der nach dem Absenden des Formulars eine bestimmte E-Mail (z.B. nach einem Whitepaper Download) versendet.
Hier handelt es sich um individuelle Objekte, die in weiterer Folge auf unterschiedliche Weise
zusammenspielen. Und wenn wir uns ehrlich sind: Wer weiß nach drei Jahren noch, welche
Assets, wie in Zusammenhang stehen? Genau, dafür benötigen Sie eine Dokumentation.
Ihre Marketing Automation Strategie wird sich im Zuge Ihrer Arbeit weiterentwickeln und Sie werden Ihre Prozesse immer wieder adaptieren und optimieren. Deswegen ist eine gut dokumentierte Übersicht entscheidend.
Viele Unternehmen starten am Anfang - der Awareness Stage - und arbeiten sich dann weiter vor. So, wie wir es unser Leben lang gelernt haben - von vorne nach hinten.
Das Problem: Oft sind Unternehmen nicht schnell genug, den kompletten Durchlauf der Buyers Journey - von Awareness, über Consideration zur Decision Stage - mit Automatisierungsprozessen abzubilden. Das ist auch verständlich, da einiges an Arbeit dahintersteckt.
Die traurige Konsequenz: Sie verlieren einige Leads am Weg, weil Ihre Prozesse noch nicht durchgängig laufen.
Dazu kommt, dass Ihre Leads zu Beginn, oft noch Monate von einer Kaufentscheidung entfernt sind.
Meine Empfehlung ist daher, mit jenen Prozessen zu starten, bei denen Ihre Leads bereits kurz vor einer Entscheidung stehen (Decision Stage) und sich dann sukzessive an den Anfang (Awareness Stage) vorzuarbeiten.
Damit erzielen Sie nicht nur Quick Wins für Ihr Unternehmen, sondern können strategisch
und methodisch Ihre Lead Generation nach und nach erweitern.
Wo wir schon bei "nach und nach" sind. Wenn Sie Ihre Buyer Personas und Buyers Journey erstellen, kommen Sie vermutlich auf 20 oder 30 unterschiedliche Personas, die Sie gerne ansprechen wollen.
Wurden nun die passenden Lead Generation Prozesse entwickelt, wollen viele Unternehmen, die komplette Landschaft gerne so schnell wie möglich implementiert wissen.
Mein Tipp: Lassen Sie sich ein wenig Zeit. Implementieren Sie Prozess für Prozess und lernen Sie aus den ersten Ergebnissen. Die Learnings können Sie gleich nutzen, um die weiteren Prozesse auszuarbeiten.
Sehen Sie die Implementierung von automatisierten Lead Generation Workflows als iterativen Prozess.
Manchmal gibt es Buzzwords, die aufgegriffen werden und "unbedingt" umgesetzt gehören. Lead Scoring wäre an dieser Stele ein gutes Besipiel. Natürlich macht das zu einem gewissen Grad auch Sinn, jedoch nur, wenn Sie über eine Vielzahl an Touchpoints verfügen, die tatsächlich einen Indikator für die Qualität eines Leads darstellen.
Viele Unternehmen stecken msssig Zeit in die Entwicklung von Lead Scoring Modellen. Oft wird dabei beispielsweise das Absenden eines Kontaktformulars mit extra vielen Punkten bewertet, damit eindeutig signalisiert wird, dass dieser Kontakt bereit für Sales ist. Aber Moment: Wäre das nicht auch klar gewesen, wenn der Lead einfach nur das Formular ausgefüllt hätte?
Lead Scoring ist eine tolle Maßnahme. Aber eben nicht für alle Unternehmen. Das gilt auch für andere Themen im Marketing Automation. Mein Tipp: Achten Sie darauf, dass Sie Features nicht nur als Selbstzweck verwenden.
Was Sie jetzt nicht machen, machen Sie nie. Oder nur mit erhöhtem Aufwand. Überlegen Sie sich vernünftige Segmente Ihrer Leads bzw. Kund:innen auf Basis von Produkten, Services, Buyer Personas und anderen relevanten Informationen und fügen Sie diese bereits beim Setup hinzu.
Meine Erfahrung: Wenn es da nicht gemacht wird, passiert es meistens auch später nicht mehr. Wer will dann auch noch mühsam die Bestandskontakte überarbeiten?
Damit kommen wir auch schon zur dritten Rubrik. Den Best Practices für den laufenden Betrieb.
Häufig ist es so: Kampagne nach Kampagne wird gestartet. Hier drei Wochen ein Webinar auf Facebook bewerben und dort für zwei Wochen ein Whitepaper auf LinkedIn.
Wie Sie vielleicht schon anderen Blog Artikeln von mir entnommen haben, predige ich immer wieder: Marketing Automation funktioniert nach dem Always-on-Prinzip.
Sie müssen für eine Buyer Persona, nicht 1.000 unterschiedliche Einstiegsszenarien immer wieder neu erfinden. Definieren Sie lieber einen stringenten Prozess und optimieren Sie diesen.
Genau darum geht es. Weniger Einzelkampagnen, dafür mehr Optimierung. Das bringt Ihnen deutlich bessere Marketing Automation Erfolge und somit mehr Leads.
Bekommen Sie schon Gänsehaut bei diesem Titel? Ich auch. Und dennoch ist es ungemein wichtig. Ihre gesammelten Daten sind unglaublich wertvoll. Wenn Sie also sehen, dass ein Kontakt das Unternehmen oder die Position wechselt: Lassen Sie es Ihr CRM wissen.
Es geht nicht nur darum, dass Daten dadurch aktuell bleiben, auch der Kontext ist relevanter.
Stellen Sie sich vor, Sie verkaufen eine HR-Software. Einer Ihrer Kontakte wechselt als HR-
Leiter:in von einem Handelsunternehmen zu einem Industriebetrieb. Dann macht es wohl
wenig Sinn, dass dieser Kontakt weiterhin automatisiert das neue Whitepaper zu HR im
Handel erhält, oder?
Aktuelle Daten sind wichtig und können darüber entscheiden, ob Ihr Lead zu einer Opportunity und schließlich zu einer Kund:in wird, oder eben nicht.
Sie haben Ihren ersten Lead Generation Prozess angelegt und aktiviert? Gratulation. Nun kann es sein, dass Sie von den Zahlen begeistert sind. 10% CTR auf Google zu einer Landingpage und dort 35% Conversion Rate und auch die nachgelagerten E-Mails haben 40% Klickrate.
Es könnte aber auch ganz anders kommen und Sie haben schlechtere Ergebnisse. Beides ist gut. Und beides können Sie optimieren. Wichtig ist, dass Sie Ihre Automatisierungsprozesse
als dynamische Prozesse betrachten. Optimierung ist dabei essenziell.
Kennen Sie das? Sie wollen eine neue Kampagne starten und lassen sich diese noch freigeben. Ein Feedback, das immer wieder kommt: "Naja, der Spruch würde mich nicht begeistern."
Ich will jetzt gar nicht darauf eingehen, dass solche Entscheidungen eher mittels A/B Test, als auf Basis einer Meinung getroffen werden sollten. Immerhin ist nicht klar, wie statistisch repräsentativ n=1 ist und andererseits ist auch unklar, ob die Person überhaupt in die Zielgruppe fällt.
Ungeachtet dessen: Seien Sie mutig und versuchen Sie Dinge, die Ihnen nicht gefallen. Sie
können alles testen und vergessen Sie eines nicht: Ihre Zielgruppen haben vielleicht nicht
denselben Geschmack wie Sie.
Ein unglaublich tolles Feature von Marketing Automation ist Dynamic Content. Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihre unterschiedlichen Buyer Personas individuell ansprechen. Auf Landingpages. Ihrer Webseite. In E-Mails. Würden Sie einer IT-Leiter:in etwas anderes erzählen als der Marketingleitung?
Wie wäre es mit der Unterscheidung zwischen Kund:in und Lead? Oder basierend darauf, was jemand in der Vergangenheit bei Ihnen gekauft hat.
Hier liegt unglaublich viel ungenutztes Potential. Und auch wenn im zweiten Schritt oft das Bedenken geäußert wird: "Wer soll den Content produzieren?"
Die Antwort ist einfach: Würden Sie eine halbe Stunde Zeit auf einer speziellen Angebotsseite investieren, wenn sich dadurch die Conversion Rate verdoppelt?
Zu guter Letzt darf ich Ihnen noch drei, aus meiner Sicht, ganz wichtige Punkte ans Herz legen. Ich finde sie so bedeutend, dass ich sie nicht in einer, der obigen Kategorien unterbringen wollte.
Wenn Sie mit Marketing Automation starten, benötigen Sie eine Person, die sich um das Thema kümmert. Eine Person, die die strategischen Aspekte des Marketings (Buyer Personas, Lead Generation Prozesse, ...) und das Doing übernimmt.
Aktuell wird Marketing Automation noch viel zu oft als Tool gesehen. In Wirklichkeit ist es
jedoch eine Methode. Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, was eine Marketing Automation
Manager:in aus meiner Sicht können muss, darf ich Sie gerne auf diesen Artikel verweisen: Job Description: Marketing Automation Manager:in?
Diesen Punkt habe ich schon ein paar Mal angeschnitten. Optimierung statt Verbreitung.
Laufende Analyse und Optimierung von Kampagnen lautet hier das Credo. Das Mindset, das
Sie mitbringen müssen, um mit Marketing Automation wirklich erfolgreich zu sein, ist
essenziell.
Oftmals beobachte ich, wie Marketing Teams Automation so nutzen als gäbe es
sie gar nicht: Wöchentliche Newsletter werden verschickt, Ad Kampagnen werden
durchgeführt, aber letztlich gibt es keine automatisierten Prozesse. Marketing Automation
bedingt auch die Änderung der Art und Weise, wie Sie Leads generieren und
weiterentwickeln.
Der letzte Punkt meiner Marketing Automation Best Practice Liste zielt auf die Strategie ab,
im Konkreten geht es um die Marketing Automation Strategie. Marketing Automation
funktioniert nicht durch schnelle Stand-alone-Kampagnen. Zudem haben solche Kampagnen
nichts mit Marketing Automation zu tun.
Natürlich können Sie Quick Wins durch die Automatisierung von Arbeitsabläufen generieren. Und das ist auch gut so. Der wirkliche Nutzen zeigt sich aber erst durch strategisches Vorgehen.
So, ich hoffe meine Best Practices werden Ihnen helfen und Sie können sich etwas mitnehmen. Für uns, als Marketing Automation Agentur zählt, dass Sie wirklich das Maximum aus Marketing Automation für sich herausholen können. Geben Sie mir gerne Feedback.